Berichte: Reise-Berichte · Fotos · Presse-Berichte

Reise-Berichte: April 2003 · September 2003 · Juni 2004
 
 


 

Allen von Herzen Dank

Bürokratie & Bakschisch

88 Stunden Zigaretten & Bonbons

Jeep, Kloster, Kinder & zu viele Fragen für eine Nacht!

Erstens & Projekt Nr. 2

Aufruf

 

Panteleimon´s 2. Spendentransport
ins Waisenhaus Bediani, Georgien

Teilnehmer: Gaga Gogichaichvili und Knut Gerber

Es war diesmal eher unspektakulär – keine wesentlichen Probleme auf den Straßen und an den Grenzen, und wir sind gesund und munter (na ja, etwas müde schon noch) wieder zurück.

Uns bleibt, allen von Herzen Dank zu sagen für Ihr Engagement
und die unschätzbare Hilfe für die Waisenkinder von Bediani,
wären da nicht auch noch einige Tour-Details, die wir nicht vorenthalten möchten:

Außerordentlich schwierig gestaltete sich zunächst die Suche nach den Transportmitteln für die vielen Spendengüter, Kleidung, Werkzeuge, Spielzeug, Bücher, PC-Technik. Leider hat uns hier der Irak-Krieg einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Automarkt ist gefegt, die professionellen Händler versprachen viel, konnten aber nichts einhalten, die meisten Altautos gehen in den Irak. Und so blieb uns 2 Tage vor Abfahrt nur übrig, wieder altersschwache Opel Vectra zu kaufen, die sich trotz des hohen Preisniveaus für Gebrauchtwagen in Georgien dann nur mit Verlust absetzen ließen.

Bürokratie & Bakschisch
Die Bürokratie hat diesmal mehr Nerven gekostet. In München hatte Gaga die erste Begegnung mit deutschen Polizisten, die ihn für einen Schmuggler hielten und einige Stunden lang kontrollierten. Ein guter Freund begleitete uns danach zur Sicherheit über die österreichische Grenze. Trotz einiger Geleitbriefe begannen die echten Probleme an der türkischen Grenze. Ein humanitäres Anliegen als solches zu deklarieren ist in der Türkei schier unmöglich – ein entsprechend hoher Bakschisch konnte dann 5 Stunden später alles regeln. In der Türkei stoppten uns auch an den bereits bekannten Stellen die „Bakschisch-Polizisten“ – sie konnten wir aufgrund unseres sprachlichen „Un“-Verständnisses und meiner Stentorstimme (Dank der guten alten Armeezeit) von ihren Forderungen abbringen. Die Ausreise und Weiterreise nach Georgien waren dann ein Kinderspiel.

88 Stunden Zigaretten & Bonbons
Nach 88 Stunden war es dann vollbracht, bei Sonnenwetter und über 35°C – erst kurz vor der Grenze begann es zu regnen – Georgien schien wegen unserer Ankunft vor Freude zu weinen!
Viele haben vor Abfahrt gefragt, wie man die Strecke so absolviert. Also – ganz einfach, Autofahren, Autofahren, Autofahren, o.k. eine Nacht auf der Fähre Ancona – Patras und 2 kurze Schlafpausen auf Sitz und Beifahrersitz, eine davon in Alexandroupoli (Griechenland) und eine hinter Ordu (an der türkischen Schwarzmeerküste), waren auch dabei ...  Zigaretten (nur Gaga) und Bonbons (nur für Knut) helfen auch!

Jeep, Kloster, Kinder & zu viele Fragen für eine Nacht!
In Tbilisi haben wir umladen müssen, die Straßen sind noch schlechter passierbar geworden als im April! Angekommen in Bediani sind wir dann in einem geliehenen, übervoll beladenen Jeep. Unsere Kinder waren gerade auf dem Weg in die Schule, die Überraschung und Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß.
Besuche bei schon Bekannten im Dorf, im Kloster – der Tag verging zu schnell, so wir blieben noch einen weiteren Tag. Die Nacht war zum Diskutieren da; was tun mit Spendengeldern, wo weiter machen, welche Organisationsstruktur für die Projekte wählen, wie den Winter überstehen... zu viele Fragen für eine Nacht!

Am Morgen die erste Entscheidung – wir fahren zum Gouverneur der Region und bitten ihn zur Privatisierung anstehende Dorfgebäude für unsere Projekte und das Waisenhaus freizugeben. Es hat funktioniert! In Zeiten harten Wahlkampfes hat der Gouverneur dem deutschen Gast vor mitlaufender Videokamera 2 leerstehende, aber instandsetzungsbedürftige Häuser und die Grundstücksnutzungen zugesagt.

Erstens & Projekt Nr. 2
Unser neues Schwerpunktprojekt „Pirveli“, was auf georgisch Erstens heißt, – ein Jugendtreff und zugleich Berufsbildende Einrichtung für Jugendliche ab 14 – und  das parallel startende Projekt Nr. 2 – Betreiben des Dorfladens für selbstproduzierte Lebensmittel Marke „Panteleimon“ – können nun starten.
Die mitgebrachten Geldspenden, so wurde entschieden, werden für den diesjährigen Winter verwendet – es werden Milchvieh, Schweine, Kaninchen, Enten und Hühner gekauft. Kalt wird es werden, das wissen alle, und wer die Häuser am Berg gesehen hat, weiß, dass deutsche Normen hier nicht gelten… Aber hungern wird nun keiner!

Mit Stolz über Erreichtes und Diskutiertes fuhren wir zurück nach Tbilisi – auch, um nun nationale und internationale Partner zu identifizieren und zu integrieren (eigentlich zum Mitfinanzieren zu überreden). Wir wissen nun: es geht, und europäische und internationale Fonds stehen zum Abruf bereit – aber ohne persönliches Engagement  und Projektausarbeitungen geht gar nichts. Wir bleiben dran, versprochen!

Daher soll mein kurzer Bericht auch mit einem Aufruf enden:

Helfen Sie uns
– auch mit Rat und Tat!

Spendengüter sind die eine Sache, aber deutsches Know-How in Handwerk und Ausbildung sind z.Z. viel wichtiger für die jungen Leute dort. Deutsche Siedler und Kriegsgefangene haben einen unzerstörbaren Ruf von Seriosität, Solidität und Wertschöpfung hinterlassen.

Wer unberührte Natur, freundliche junge Menschen, eine neue Herausforderung in Beruf und Freizeit (vielleicht sogar 3 Monate lang) und auch etwas Abenteuer sucht: Hier gibt es eine Chance! Praktiker und Leute, die das Unmögliche wagen wollen, sind gefragt.
 
„Unsere Kinder“ in Bediani brauchen eine schnellstmögliche Perspektive für die Zeit nach der Schulausbildung. Helfen Sie mit, dass sie sich nachhaltig entwickeln können und ihre Heimat lebens- und liebenswert halten.

Panteleimon hat eine neue Aufgabe und ein gemeinsames, weil abgestimmtes Ziel!
Auch Helfer lernen nie aus!

Knut Gerber, im September 2003

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