Allen von Herzen
Dank
Bürokratie & Bakschisch
88 Stunden
Zigaretten & Bonbons Jeep, Kloster, Kinder & zu viele Fragen
für eine Nacht!
Erstens & Projekt
Nr. 2
Aufruf |
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Panteleimon´s
2. Spendentransport
ins Waisenhaus Bediani, Georgien
Teilnehmer: Gaga Gogichaichvili und
Knut Gerber Es war diesmal eher unspektakulär – keine
wesentlichen Probleme auf den Straßen und an den Grenzen,
und wir sind gesund und munter (na ja, etwas müde schon
noch) wieder zurück.
Uns bleibt, allen von
Herzen Dank zu sagen für Ihr Engagement
und die unschätzbare
Hilfe für die Waisenkinder von Bediani,
wären da
nicht auch noch einige Tour-Details, die wir nicht vorenthalten
möchten:
Außerordentlich schwierig
gestaltete sich zunächst die Suche nach den Transportmitteln
für die vielen Spendengüter, Kleidung, Werkzeuge, Spielzeug,
Bücher, PC-Technik. Leider hat uns hier der Irak-Krieg einen
Strich durch die Rechnung gemacht. Der Automarkt ist gefegt,
die professionellen Händler versprachen viel, konnten aber
nichts einhalten, die meisten Altautos gehen in den Irak. Und
so blieb uns 2 Tage vor Abfahrt nur übrig, wieder altersschwache
Opel Vectra zu kaufen, die sich trotz des hohen Preisniveaus
für Gebrauchtwagen in Georgien dann nur mit Verlust absetzen
ließen.
Bürokratie & Bakschisch
Die Bürokratie hat diesmal mehr Nerven gekostet. In München hatte
Gaga die erste Begegnung mit deutschen Polizisten, die ihn für einen Schmuggler
hielten und einige Stunden lang kontrollierten. Ein guter Freund begleitete
uns danach zur Sicherheit über die österreichische Grenze. Trotz
einiger Geleitbriefe begannen die echten Probleme an der türkischen Grenze.
Ein humanitäres Anliegen als solches zu deklarieren ist in der Türkei
schier unmöglich – ein entsprechend hoher Bakschisch konnte dann
5 Stunden später alles regeln. In der Türkei stoppten uns auch an
den bereits bekannten Stellen die „Bakschisch-Polizisten“ – sie
konnten wir aufgrund unseres sprachlichen „Un“-Verständnisses
und meiner Stentorstimme (Dank der guten alten Armeezeit) von ihren Forderungen
abbringen. Die Ausreise und Weiterreise nach Georgien waren dann ein Kinderspiel.
88 Stunden Zigaretten & Bonbons
Nach
88 Stunden war es dann vollbracht, bei Sonnenwetter und über
35°C – erst
kurz vor der Grenze begann es zu regnen – Georgien schien
wegen unserer Ankunft vor Freude zu weinen!
Viele haben vor Abfahrt gefragt, wie man die Strecke so absolviert. Also – ganz
einfach, Autofahren, Autofahren, Autofahren, o.k. eine Nacht auf der Fähre
Ancona – Patras und 2 kurze Schlafpausen auf Sitz und Beifahrersitz,
eine davon in Alexandroupoli (Griechenland) und eine hinter Ordu (an der türkischen
Schwarzmeerküste), waren auch dabei ... Zigaretten (nur Gaga) und
Bonbons (nur für Knut) helfen auch!
Jeep, Kloster,
Kinder & zu viele Fragen für eine Nacht!
In Tbilisi haben wir umladen müssen, die Straßen sind noch schlechter
passierbar geworden als im April! Angekommen in Bediani sind wir dann in einem
geliehenen, übervoll beladenen Jeep. Unsere Kinder waren gerade auf dem
Weg in die Schule, die Überraschung und Wiedersehensfreude war auf beiden
Seiten groß.
Besuche bei schon Bekannten im Dorf, im Kloster – der Tag verging zu
schnell, so wir blieben noch einen weiteren Tag. Die Nacht war zum Diskutieren
da; was tun mit Spendengeldern, wo weiter machen, welche Organisationsstruktur
für die Projekte wählen, wie den Winter überstehen... zu viele
Fragen für eine Nacht!
Am Morgen die erste Entscheidung – wir
fahren zum Gouverneur der Region und bitten ihn zur Privatisierung
anstehende Dorfgebäude für unsere Projekte und das
Waisenhaus freizugeben. Es hat funktioniert! In Zeiten harten
Wahlkampfes hat der Gouverneur dem deutschen Gast vor mitlaufender
Videokamera 2 leerstehende, aber instandsetzungsbedürftige
Häuser und die Grundstücksnutzungen zugesagt.
Erstens & Projekt
Nr. 2
Unser neues Schwerpunktprojekt „Pirveli“, was auf georgisch Erstens
heißt, – ein Jugendtreff und zugleich Berufsbildende Einrichtung
für Jugendliche ab 14 – und das parallel startende Projekt
Nr. 2 – Betreiben des Dorfladens für selbstproduzierte Lebensmittel
Marke „Panteleimon“ – können nun starten.
Die mitgebrachten Geldspenden, so wurde entschieden, werden für den diesjährigen
Winter verwendet – es werden Milchvieh, Schweine, Kaninchen, Enten und
Hühner gekauft. Kalt wird es werden, das wissen alle, und wer die Häuser
am Berg gesehen hat, weiß, dass deutsche Normen hier nicht gelten… Aber
hungern wird nun keiner!
Mit Stolz über Erreichtes
und Diskutiertes fuhren wir zurück nach Tbilisi – auch,
um nun nationale und internationale Partner zu identifizieren
und zu integrieren (eigentlich zum Mitfinanzieren zu überreden).
Wir wissen nun: es geht, und europäische und internationale
Fonds stehen zum Abruf bereit – aber ohne persönliches
Engagement und Projektausarbeitungen geht gar nichts. Wir
bleiben dran, versprochen!
Daher
soll mein kurzer Bericht auch mit einem Aufruf enden:
Helfen
Sie uns
– auch mit
Rat und Tat! Spendengüter sind die
eine Sache, aber deutsches Know-How in Handwerk und Ausbildung
sind z.Z. viel wichtiger
für die jungen Leute dort. Deutsche Siedler und Kriegsgefangene
haben einen unzerstörbaren Ruf von Seriosität, Solidität
und Wertschöpfung hinterlassen. Wer
unberührte
Natur, freundliche junge Menschen, eine neue Herausforderung
in Beruf und Freizeit (vielleicht sogar 3 Monate lang) und
auch etwas Abenteuer sucht: Hier gibt es eine Chance! Praktiker
und Leute, die das Unmögliche wagen wollen, sind gefragt.
„Unsere Kinder“ in Bediani brauchen eine schnellstmögliche Perspektive
für die Zeit nach der Schulausbildung. Helfen Sie mit, dass sie sich nachhaltig
entwickeln können und ihre Heimat lebens- und liebenswert halten.
Panteleimon
hat eine neue Aufgabe und ein gemeinsames, weil abgestimmtes
Ziel!
Auch Helfer lernen nie aus!
Knut Gerber, im September 2003

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