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Ein Schulbus für Bediani – der
Traum wurde wahr
Im April 2003 starteten engagierte
Frankfurter eine Unternehmung, deren Reichweite sich bis heute
nicht genau bemessen läßt. Auf Einladung ihres Freundes
Gaga Gogishaichvili besuchten sie dessen georgische Heimat (siehe FR
vom 24.07.2003).
Der an den Rand Europas gedrängte
junge Staat im Kaukasus ist durch die Wirren des Übergangs
von einer Sowjetrepublik zur national und marktwirtschaftlich
formierten
Gesellschaft
besonders schwer erschüttert worden. Folgerichtig verband
Dr. Wilfried Waurich - durch die Hilfsaktion seiner Kirchengemeinde
im bosnischen Tuzla vorbereitet - den Genuß einer für
Touristen fast unerschlossenen, einmaligen Kultur und Natur mit
dem Gedanken, den Menschen dort zu helfen. Ein entsprechendes
Objekt wurde mit Hilfe von Gaga`s Mutter ausfindig gemacht – das
Kinderheim von Bediani. PKW´s der Marke Opel wurden beschafft
und bis zur Ladekante mit Computern, gespendet von der Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW), Kinderkleidung und Spielzeug aus
Sammlungen der Cyriakusgemeinde in Frankfurt/Rödelheim,
und vielen anderen, spontanen Hilfsleistungen beladen. Der Verkauf
der Auto`s in Georgien erbrachte weitere Mittel. Im Kinderheim
von Bediani wurden die Spendengüter aus Deutschland mit
großer Freude und Dankbarkeit angenommen. Und es wurde
offensichtlich, was am dringendsten fehlt: der kaputte Kleinbus
sowjetischer Bauart, der ohne Motor und Reifen im Hof vor sich
hin rostet, zeigte den Freunden aus Frankfurt, dass Ausflüge
der Kinder in dem abgelegenen Dorf Südgeorgiens kaum noch
möglich sind. Allen war klar, dass Abhilfe her muß.
Seitdem hat sich viel getan.
Ein Verein zur Koordinierung der Hilfsleistungen wurde gegründet. Er erhielt den Namen des
griechischen Arztes Panteleimon, der in der orthodoxen Kirche
Georgiens als Schutzheiliger verehrt wird. Auf das Konto des
Vereins wurden die ersten Geldspenden zum Erwerb eines Schulbusses überwiesen.
Und dann kam im Mai diesen Jahres der Zufall zu Hilfe: über
das Internet wurde ein gut erhaltener Schulbus angeboten, der
zudem für die Beförderung behinderter Kinder geeignet
ist. Spontan wurde im Vorstand der Ankauf beschlossen und die
noch fehlenden Mittel privat vorgelegt. Wieder halfen die Cyriakusgemeinde
und die KfW den nun reichlich vorhandenen Laderaum zu füllen.
Auch in Georgien hat sich einiges geändert. Im Dezember
2003 fegte die „samtene Revolution“ das durch und
durch korrupte Regime Shewardnadses hinweg. Dessen Nachfolger
Saakashvili galt lange Zeit als Hoffnungsträger. Doch langsam
macht sich Ernüchterung breit. Außer einer Neuauflage
der berüchtigten „Reaganomics“ scheint die neue
Regierung nicht viel im Köcher zu haben. Verheerend für
ein Land mit ausgeprägten sozialen Verwerfungen und ohne
funktionierende Sozialsysteme. Von den geplanten Kürzungen
ist das Kinderheim in Bediani zwar nicht unmittelbar betroffen,
denn öffentliche Fördermittel hat es nie erhalten.
Aber die weitere Verarmung der wirtschaftlich abgelegenen und
für potentielle Privatinvestoren völlig uninteressanten
Region hat gravierende Auswirkungen auf das Leben im Dorf. Sie
reichen vom weiteren Verfall der Infrastruktur bis zur Abwanderung
der Jugend mangels wirtschaftlicher Perspektiven. Der Stärkung
des Kinderheims kommt deshalb eine weitreichende Bedeutung zu.
In der eher gedrückten Stimmungslage wurde die Ankunft der
Freunde aus Deutschland begeistert gefeiert. Die Herzlichkeit
und Gastfreundschaft der Menschen in jeder noch so schwierigen
Situation ist immer wieder beeindruckend. Spontan wurde ein Fest
organisiert, aufgetafelt, getanzt und gesungen. Die stürmische
Freude über den Bus lohnte für alle die Mühen
der langen Reise.
Die nächste Aufgabe der Mitglieder und Freunde im Verein „Panteleimon
e.V.“ ist, die Mittel für den Ankauf des Schulbusses
sowie dessen technische Modernisierung aufzubringen. Zum Beispiel
mit der Suche nach Sponsoren, mit einer Spendengala, etc...
Und ein weiteres, noch viel umfangreicheres Projekt zeichnet
sich in ersten, vorsichtigen Konturen ab: während des Besuches
in Bediani wurden die gespendeten Computer in eines der typischen
Holzhäuser im Dorf getragen. Ein denkbar ungeeigneter Standort
für die geplante „pc-workstation“. Hingegen
stehen etliche, öffentliche Gebäude aus Sowjetzeiten
leer und verfallen. Die örtlichen Behörden wären
froh, diese „Altlasten“ einer neuen Nutzung zuführen
zu können. Und auch für das junge Bediani wäre
ein zentral gelegenes Jugendhaus eine großartige Sache.
So
weit, so gut. Bis dahin jedoch türmen sich zahlreiche
Schwierigkeiten. Zum Erwerb, zum Ausbau und zum Unterhalt des
Jugendhauses ist eine georgische Partnerorganisation notwendig.
Dringend gesucht wird für diese eine Persönlichkeit,
am besten ein/e „landessprachliche/r Sozialarbeiter/in,
die/der bereit ist, diese Aufgaben zum ortsüblichen NGO-Gehalt
zu planen und zu leiten. Aber wie und wo findet man Idealisten?
Und für eine solche Aufgabe ist schon eine gehörige
Portion Idealismus unabdingbar. Dr. Waurich ist zuversichtlich: „Immerhin
hat ein ähnliches Projekt in Bosnien ja schon mal geklappt!“
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