Die Idee, Plan & Erfahrungen
Das Waisenhaus des Klosters St. Panteleimon
Nach
und nach Start: Spendensammlung
Georgien selbst
Herzlicher fremd – es hat sich gelohnt:
Für alle! Fazit:
Weitermachen wollen |
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Gaga Gogichaishvili (23) studiert
seit 5 Jahren in Deutschland. Wenigstens einmal im Jahr besucht
er seine georgische Heimat. Jedesmal nimmt Gaga Geld und Geschenke
für Verwandte sowie für Menschen mit, von denen er
weiß, dass sie Unterstützung brauchen. So viel jedenfalls,
wie er von dem gewiß nicht üppigen, studentischem
Bugdet für seine Landsleute abzweigen kann. In diesem Frühjahr
jedoch sollte die Hilfe umfangreicher ausfallen.
Die Idee,
Plan & Erfahrungen
Die Idee dazu wurde am Küchentisch geboren. Zusammen mit seinen deutschen
Freunden Gesine Lohmann und Dr. Wilfried Waurich entstand der Plan, eine Einrichtung
in Georgien zu unterstützen, die sich um die Kinder kümmert, die
in der Nachwendezeit und in den Jahren des Bürgerkrieges entwurzelt wurden.
Wilfried Waurich griff dabei auf Erfahrungen aus seiner Mitarbeit in der Bosnien-Initiative
der evangelischen Cyriakusgemeinde in Rödelheim zurück. Jene hilft
seit 1996 kontinuierlich in der bosnischen Stadt Tuzla Frauen, die aus ihren
Heimatorten vertrieben wurden.
Das Waisenhaus
des Klosters St. Panteleimon
Mit Hilfe von Gagas Mutter konnte auch umgehend ein entsprechendes Projekt
ausfindig gemacht werden: das Waisenhaus des Klosters St. Panteleimon.
Es befindet sich in Bediani, einer halb verlassenen und hinter verwitterten
Paßstrassen entlegenen Ortschaft. Dank des Willens zweier engagierter
Ordensschwestern zog vor nunmehr acht Jahren in die uralten Klostermauern neues
Leben ein. Fast mit bloßen Händen wurde die verfallene, mittelalterliche
Kirche aus dem 12. Jahrhundert, Georgiens "goldenem Zeitalter", restauriert.
Ein länglich flaches Holzhaus in der Nähe wurde zum Kernstück
des wieder erstandenen Klosters ausgebaut.
Nach und nach
wurden weitere
leerstehende Häuser angekauft. In diese zogen Waisen-, aber
auch verwahrloste und ausgestoßene Kinder ein. Heute ist
die Zahl derer, die hier ein neues Zuhause gefunden haben, auf
ca. 60 im Alter
von 4 bis 20 Jahren angewachsen. Neben Swimeon, einem engagierten
Priester der georgisch-orthodoxen Kirche und mehreren Ordensschwestern,
werden sie von jungen Leuten, zumeist Studienabsolventen, betreut,
die ihre Hilfe unentgeldlich anbieten. Hier haben die Kinder
ausreichend zu essen. Niemand muß hungern oder um Nahrung
betteln. In der Dorfschule findet regelmäßig Unterricht
statt, sogar in Deutsch. Die Kinder werden in der modernisierten
Ambulanz medizinisch versorgt. Und genauso wichtig: sie haben
den Halt einer festen Gemeinschaft um sich. Eine Situation, um
die sie die vielen Flüchtlings- und Straßenkinder
in Tiflis und anderswo beneiden würden. Und doch fehlt es
noch an fast allem...
Start: Spendensammlung
Davon ausgehend starteten Gaga und seine deutschen Freunde eine umfangreiche
Spendensammlung. Als eine der Ersten fand sich Pfarrerin Elke Klee von
der Cyriakusgemeinde bereit, das Projekt zu unterstützen.Sie öffnete
die Lagerräume der Gemeinde mit gespendeten Textilien und Schuhen, Spielzeug
und Plüschtieren. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau stellte ausrangierte,
aber noch leistungsfähige Computer zur Verfügung. Eine Filiale
von Schlecker gab einen Karton mit Schokoladentafeln. Als Knut Gerber und
seine georgische Freundin Maka Abchasava von der Aktion erfuhren, erklärten
sie sich spontan bereit, in ihrem Bekanntenkreis Geldspenden in Höhe
von insgesamt 200,- Euro zu sammeln und schließlich sogar mitzufahren.
Insgesamt konnten 3 PKW Opel Vectra bis zum zulässigen Gesamtgewicht
beladen werden.
Die Spendengüter ins Land
zu bringen, war trotz der Entfernung von annähernd 4000
km eine vergleichsweise leichte Übung. Die eigentlichen
Schwierigkeiten begannen erst in Georgien selbst.
Georgien
selbst
Georgien ist in den vergangenen 14 Jahren auf den Stand eines
Entwicklungslandes zurückgefallen. Eine wesentliche Ursache
dafür ist die überstürzte Unabhängigkeitserklärung
von 1989 und die nachfolgenden bürgerkriegsähnlichen
Auseindersetzungen. Darin durchaus vergleichbar mit Bosnien.
Allerdings blieben in dem "Land des goldenen Fließes" Wiederaufbauhilfen
der EU, der UNO oder anderer Institutionen weitgehend aus.
Oder sie versickerten im Sumpf der Korruption, dem mit Abstand entwickeltsten
Sektor der Gesellschaft. Auch unser kleiner Spendenkonvoi mußte den überall
präsenten „Ordnungshütern“ immer wieder phantasievolle
Gebühren entrichten. Ob deren geschäftiges Treiben allerdings dem
Landeshaushalt zu gute kommt, muß stark angezweifelt werden.
In den ehemaligen Kombinaten, Kolchosen,
oder auf den Großbaustellen dagegen sieht es heute noch
so aus, als wenn nach den sowjetischen Spezialisten, die nach
dem Austritt des Landes aus der GUS das Land fluchtartig verließen,
niemand mehr diese „Errungenschaften des Sozialismus“ auch
nur betreten wollte. Erst seitdem die USA die strategische Lage
Georgiens neu bewerteten, boombt zumindest die Ölindustrie.
Herzlicher
fremd – es hat sich gelohnt: Für alle!
So brauchten wir denn auf den mit Schlaglöchern übersäten Asphaltpisten
und Schotterwegen für die 80 km nach Bediani etwas über 4 Stunden.
Umso herzlicher fiel danach die Begrüßung der weitgereisten Gäste
aus. Als wir erlebten, wie die Jungen spontan mit den mitgebrachten Fußbällen
rumbolzten, wie Sophie (11) sich freute, erstmalig ihre erworbenen Deutschkenntnisse
in der Praxis zu erproben, spürten wir: der vergleichsweise doch hohe
Aufwand hat sich gelohnt. Für alle! Nach dem Ausladen der Spendengüter
hielt der junge, engagierte Priester Swimeon für uns eine Messe. Das Ensemble,
geleitet von Gagas Mutter, interpretierte georgische Tänze. Entsprechend
den vorösterlichen Fastenregeln wurde festlich getafelt. Wichtig waren
auch die Gespräche, aus denen sich ein Bild über die Situation in
Georgien im Allgemeinen, in Bediani im Besonderen rundete. Zwar war eine Verständigung –mal
recht, mal schlecht – nur in Russisch möglich. Eine Fremdsprache
für beide Seiten! Doch konnte in kritischen Situationen, in denen weder
Arme noch Beine weiterhalfen, immer noch Gaga klären.
Fazit: Weitermachen
wollen
Was bleibt nach 4 Wochen Georgien als Fazit aus diesem ganzen Kontinent neuer
Erlebnisse und Eindrücke? Zunächst einmal die Begegnung mit einem
faszinierenden Land und seinen warmherzigen Menschen. Aber auch das Erfahren
einer Unmenge von gewaltigen, schier unlösbaren Problemen, denen diese
Menschen ausgesetzt sind. Und wir sahen den Optimismus, den sich die Menschen
trotz alledem bewahrt haben. Häufig gelang es uns weiterzuhelfen. Manchmal
bereits mit einfachen Lösungen. Aber auch für die größeren
Probleme sind wir zuversichtlich. Das wiederum hilft uns selbst weiter: in
unserer Menschlichkeit. Und gibt Mut zum Weitermachen. Dass wir das wollen,
wurde uns spätestens beim Abschied von Bediani klar.
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